Pioniere der Uhrmacherkunst

Dr.Josef Girard und Anton Schild

 

 

 

Mitte des 19. Jahrhunderts breitete sich die Uhrenindustrie im Jurabogen zunehmend aus. Uhrencomptoirs, die als Makler zwischen verschiedenen Heimarbeitern fungierten, etablierten sich schnell. Ebauches, also Rohwerke, waren gefragt. Aufgrund der strikten Zunftreglemente gab es in Grenchen allerdings noch keine Fabriken welche Ebauches liefern konnten.

Weitsichtige Pioniere, an ihrer Spitze der Arzt Josef Girard und der Landwirt Anton Schild, errichteten 1851 eine Lehrwerkstätte für Uhrmacher. Mit Zuschüssen der Gemeinde wurden bald darauf weitere 40 Lehrlinge in Grenchen ausgebildet, weitere 60, mit Unterstützung der Gemeinde, zur Ausbildung ins Tal von St-Imier geschickt.
Gisbert Brunner, einer der besten Kenner der Schweizer Uhrenindustrie, schreibt: "Girard und Schild
ist es primär zu verdanken, dass Grenchen den Weg in eine blühende Zukunft fand", den Weg vom Bauerndorf zur Uhrenstadt.

 

 

Der Weg zur Manufaktur

1852
gründen Schild und Girard nach der erfolgreichen Lancierung der Lehrlingswerkstatt ihr eigenes Unternehmen,
"Girard Frères & Kunz".
Schild beschäftigt schon bald 15 Mitarbeiter, die Rohwerke veredelten. Girard dagegen beginnt mit der Rohwerkherstellung auf industrieller Basis.
1856
muss die Firma, wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten, liquidiert werden. Doch bereits am 7. November 1856 gründen Joseph Girard (1803-1869) und der damals 28jährige Urs Schild (1829-1888) , der Sohn von Anton Schild, ein neues Unternehmen, diesmal mit dem Namen
«Dr. Girard & Schild».


Am 15.Dezember 1856 kaufen Girard und Schild gemeinsam die am Dorfbach gelegene Liegenschaft "Im Loch". Hier entsteht das erste Gebäude der heutigen Fabrik
 
.

Urs Schild

 

Bald erkennt Urs Schild, mittlerweile alleiniger Besitzer, dass nur die automatisierte Herstellung ganzer Uhren und deren Komponenten der Fabrik ein langfristiges Überleben sichern kann.

1870
werden Fertigungsautomaten angeschafft - der Betrieb wird zur Manufaktur.

 



Maison fondée en 1856

 

 

Ein sehr frühes Kaliber mit Malteserkreuzstellung, vor 1900 gefertigt.

 

 

Ebauche von "Schild Fréres & Co." für den englischen Markt.   Ob das Werk auch
von Schild Fréres & Co. fertiggestellt wurde ist nicht bekannt.
Diese Taschenuhrwerke stammen aus dem Nachlass eines " Termineurs " welcher bis
Anfang der 40-Jahre für Eterna arbeitete.

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Bevor das Uhrensystem Remontoir (Aufzug) eingeführt und die Fabrikation komplett umgestellt wird, weil der Mechanismus wesentlich komplizierter war und weit mehr Bestandteile erforderte als die einfache Schlüsseluhr, wurden folgende 18-linige Schlüsselkaliber gefertigt:

Kaliber 8, 41 und 198 und das 19-linige Roskopfkaliber 113.


1876
verlässt die erste komplett im eigenen Haus gefertigte Uhr die Manufaktur.

 



Die Fabrik um 1885
, mit einer Abbildung einer im eigenen Haus gefertigten Uhr,
mit dem Roskopf-Kaliber 113 (?) das schon mit Kronenaufzug versehen war.

 



Kaliber 113 (?)

Ob dieses Kaliber unter Lizenz gefertigt oder zugekauft wurde, ist nicht bekannt.
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1888
stirbt Urs Schild. 1891 wird der erst 22-jährige Sohn Max Schild Direktor.
1899
Theodor Schild, der Bruder von Max, übernimmt die Führung des Unternehmens.
Er forcierte die Rationalisierung und die Qualität. Die Zifferblätter werden jetzt mit "Schild Fréres & Co" bedruckt und Werk und Gehäuse immer mit fortlaufenden Seriennummern versehen.



1902
wird angebaut. An der Ostseite entsteht ein Neubau mit elektrischem Licht, das durch eine
n Gasmotor erzeugt wird. Die hölzerne Brücke welche die vordere und die hintere Fabrik miteinander verbindet, wird durch eine aus Eisen mit Blechdach ersetzt.





Die Fabrik
1906
entsteht die Kommanditgesellschaft «Eterna-Werke, Gebrüder Schild  & Co». Die Marke «Eterna» wird zum Firmennamen.



1913
werden immer mehr Leute angestellt und die Fabrik muss wieder vergrössert werden. 1913-14 wird ein Neubau ostwärts an die hintere Fabrik angegliedert und der Bach wird überbrückt
.
 


1914
mit der Ermordung des Erzherzogs Ferdinand und dessen Gemahlin in Sarajewo beginnt der 1. Weltkrieg. In der Fabrik wird durch Plakatanschlag bekannt gegeben, dass vorläufig die Arbeit
eingestellt wird. Etwa 1/3 der Arbeiter werden eingezogen um die Grenzen zu beschützen. Nach 3 Monaten wird der Betrieb allmählich wieder aufgenommen.


1918
im Juni, wird an der Ostseite wieder gebaut. Ein nobler Anbau mit grauen Fassaden und mit einem geräumigen, steinernen Treppenhaus entsteht. 1920 ist der Anbau fertig.

Das Unternehmen floriert und zählt 1928 bereits 1000 Mitarbeiter .

 

Die Fabrik 1920

 

 



Katalog von 1930

 

 

1931
wird Aufgrund der weltwirtschaftlichen Wirren die Superholding "ASUAG" (Allgemeine Gesellschaft der Schweizer Uhrenindustrie AG) mit Finanzhilfe des Staates gegründet, zu der ab jetzt auch die Eterna gehört.
1932
wird die Firma in zwei getrennte Aktiengesellschaften aufgeteilt. Die "Eterna SA" fertigt Präzisionsuhren.  Die "ETA SA" wird zum Rohwerkproduzenten. Im gleichen Jahr wird Dr.Rudolf Schild-Comtesse (1900-1978) , der Neffe von Theodor Schild, Direktor beider Gesellschaften.
1937
wird die " Eterna Watch Co. of America, Inc. " mit Sitz in New York gegründet. In den nächsten Jahren werden in regelmässigen Abständen neue Kaliber vorgestellt.


1940
wird das Muttergebäude, die vordere Fabrik, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
1971
verliert die Eterna ihre Selbstständigkeit, die Familien-Aktiengesellschaft wird von der General Watch Co. übernommen
.
1974
erscheint das letzte Manufakturkaliber, das ultraflache Automatik-Kaliber 1504. Eine überarbeitete Version des 1962 vorgestellten Kaliber 1453 - auf diesem Werk basiert das immer noch aktuelle ETA-Kaliber 2892-
A2.

 

Die Fabrik 1977

1977
Eterna setzt auf die Quarzuhr. "In Europa läßt sich eine Automatik kaum mehr verkaufen“, sagte Eterna-Generaldirektor Peter P. Morf 1978 in einem Interview.
1984
wird die Eterna aus der ASSUAG-SSIH (heute SMH) ausgegliedert und an den Fabrikanten Franz Wassmer verkauft.
1995
geht die Firma in den Besitz der "F.A.P. Beteiligungen GmbH" von Professor Ferdinand Alexander Porsche über. Uhren der Marke " Porsche Design" werden jetzt bei Eterna hergestellt.
2006
exakt 150 Jahre nach der Gründung wird Eterna
wieder zur Manufaktur, es werden wieder eigene Kaliber produziert.


Das neue Automatikkaliber 3030 basiert auf dem Kaliber1453 von 1962. Mit 4,36 mm im Zentrum ist es wegen des springenden Großdatums etwas höher als das ähnlich aufgebaute ETA-Kaliber 2892-A2 ausgefallen. Am Rand ist es jedoch nur noch 1,81 mm hoch. Das neue Kaliber hat eine bombierte Vorderseite, wodurch auch die neue komplexe Datumsanzeige dieser Wölbung angepasst werden musste. Das neu entwickelte Ankerrad, bei dem das Öl außen an den Zahnspitzen gehalten wird, wurde zum Patent angemeldet.


2011
Eterna wird an den chinesischen Unternehmer Hon Kwok Lung verkauft . Volant Limited, eine Tochter von China Haidian, übernimmt sämtliche Aktien der Eterna AG von der F. A. Porsche Beteiligungen GmbH.

2013
Pressemitteilung vom 10. April.

Der bisherige CEO , Patrick Kury, hat Eterna verlassen. Ebenso gingen auch David Vallata, Vice President, und der operative Chef Jörn Ammann.
2014
Pressemitteilung vom 10. Oktober

Bei Eterna
geht es weiter.
Das neue Automatikkaliber 3909A der Eterna Movement Company soll im Frühjahr 2015 ausgeliefert werden.
Ebenso der neue Flyback-Chronograph mit Schaltradsteuerung , 24-Stunden-Indikation und Wochenend-Gangautonomie. Die Passung ist kompatibel zum Eta 7750 und Sellita SW 500.

2014
Bruno Jufer wird „Vice-President Marketing & Sales“ .

2015
Robert Dreyfuss von der Dreyfuss-Gruppe wird neuer CEO.

2018
Die Eterna AG Uhrenfabrik schreibt:
"Nach 2 Jahren als Intermims-CEO in der Schweiz endet das Mandat von Robert Dreyfuss bei der Eterna. Die Leitung des Geschäfts wurde vom langjährigen Management der Eterna, sowie erfahrenen Direktoren der Citychamp Watches & Jewellery Gruppe übernommen, welche der Eterna und deren Werten verpflichtet sind."

 

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http://www.schild-eterna.de

© Gerhard Schmidt 2008