Rolex Kaliber 1570 vs. Omega Kaliber 1021
Eine Revision zweier Chronometerwerke aus den 60er und 70er Jahren.
Rolex Datejust, Edelstahlgehäuse mit Weißgoldlünette, Durchmesser 36 mm, Kaliber Rolex 1570
G. Schmidt, Unikat-Edelstahlgehäuse mit Titanlünette, Durchmesser 43 mm, Kaliber Omega 1021
Um es gleich vorweg zu nehmen, frisch geduscht, geölt und gut reguliert sind beide Werke auch nach Jahrzehnten noch in der Lage, die von der C.O.S.C. vorgegebenen Mindestwerte zur Erlangung des Gangzeugnis zu erreichen und sogar problemlos zu übertreffen.
Rolex 1570 mit abgenommener Automatik-Baugruppe
Rolex hat 26 Rubine verbaut - Omega 23.
Omega 1021 mit Schwermetallrotor
Das filigrane nur 4,8 mm hohe Omega Werk hat die Jahre genau so gut überstanden wie das
robuster gebaute Rolex Werk (Grundkaliber 1530) mit seinen stattlichen 5,75 mm.
Gravierende Abnutzungsspuren sind an keinem Werk festzustellen, was zeigt, dass erstklassige Materialien verwendet wurden.
Omega, nach den vielen Problemen mit der zu flach gebauten 1000er Serie, hatte sich mit den Kalibern 1010-1022 besonders angestrengt, wie man in der „Technical Guide“ Nr.54- 1972 nachlesen kann:
„Calibers 1010 to 1022 have been developed on mathematical bases. Indeed, a method of calculation has been perfected in our laboratories whereby maximum data is obtained with regard to the chief features of the various movement parts. Thus, having the most information possible, the constructor is able to carry out his research under better-controlled conditions than previously. Trial series have confirmed the advantages of this method for, with the said caliber, we are securing timekeeping results which have as yet never been achieved by movements of the same category.
Moreover, let us mention that, if this new caliber presents obvious similarities to caliber 1000, it has nevertheless been entirely reconceived and can in no way be compared with it.”
Ohne Zweifel, die letzten von Omega selbst gebauten Automatikwerke der Serie 1010-22 sind hervorragend. Allerdings, ganz richtig ist der letzte Satz in der „Technical Guide“ nicht -- denn die 1010-22er Kaliber sind, bis auf die geänderte Werkhöhe, fast identisch mit den 1000er Kalibern.
Die Zeitwaage zeigt in allen fünf Lagen hervorragende Werte. Deutlich erkennt man, dass der Schwingungsbogen der Unruh im Hängen kleiner ist als im Liegen. Leider lässt sich die größere Unruhzapfenreibung im Hängen, die für die geringere Amplitude in diesen Lagen verantwortlich ist, nicht verbessern.
Die sechste, beim Tragen einer Uhr am seltensten vorkommende Lage „Krone rechts“ kann man vernachlässigen.
Während bei der Omega die Feinreglage über einen Rücker erfolgt, der sich durch eine seitliche Schraube verstellen lässt, verwendet Rolex zwei Microstella-Regulierschrauben.
In Verbindung mit der Breguetspirale ein erstklassig regulierbares System.
Die Rolex Unruh mit Microstella-Regulierschraube.
Auch aus preiswertem Federdraht kann man einen Schwanenhals fertigen - als
Augenweide kann man dieses Omega Teil jedoch nicht bezeichnen.
Auch der Anker von Omega ist keine Schönheit, während der filigrane Anker von Rolex mit feinst anglierten Kanten glänzt.
Sehr gut verarbeitet ist das eingepresste, hochglanzpolierte Bronzelager für das Federhaus.
Beide Werke lassen sich ohne Probleme zerlegen und wieder zusammen bauen.
Auch die Mechanik der Kalendarien ist gut konstruiert. Man muss nicht damit rechnen, dass einem beim öffnen der Deckplatten Federn um die Ohren fliegen.
Das Omega Kalendarium
Das Rolex Kalendarium.
Die Mutter der Datumsscheibe hat ein Linksgewinde. Um diese zu öffnen benötigt man ein Spezialwerkzeug.
Die Spuren meines Vorgängers am Kaliber 1570 - unglaublich!
Sauber ausgeführt ist das winzige hochglanzpolierte Minutenrohr des Kleinbodenrades.
Das montierte Zentrumminutenrohr der Omega bedarf einiger Aufmerksamkeit.
Zerlegen, reinigen und ölen ist angesagt. Um das Rohr vom Rad zu entfernen wird
es kopfüber in ein ausreichend großes Loch der Triebnietmaschine gesteckt und
von hinten mit einem genau passenden Dorn, durch leichten Druck, entfernt.
Abdrehen vom Zahnrad mittels Spannzange oder Stiftenkloben ist nicht zulässig!
Beim Zusammenbau wird das Rad, mit einem exakt passenden Punzen, auf das
Rohr gedrückt (siehe Fotos).
Zentrumminutenrohr der Omega mit Zahnrad.
Mit Epilam versehen werden : Anker, Ankerrad, Zentrumsekundentrieb und Friktionsfeder.
Um die Gebrauchslösung in der Vorratsflasche vor Verunreinigungen zu schützen, benutze ich immer nur eine kleine Menge, die ich in ein kleines Glas fülle das im oberen Bereich mit einem Sieb und einem Verschluss versehen ist. Durch stülpen des Glases werden alle Teile gleichzeitig benetzt und können danach sofort entnommen und getrocknet werden.
Nach mehreren Durchgängen wird die Gebrauchslösung im Glas gewechselt.
Die auf dem Ring des Zentrumsekundentrieb aufliegende Friktionsfeder des
Kaliber 1021 ist dreifach gesichert und kann sich deshalb nicht seitlich verschieben.
Die epilamisierte Friktionsfeder der Rolex mit einem applizierten winzigen Öltropfen.
Rolex verwendet als Unruh-Stoßsicherung das Kif-Ultrafex-System. Das Ankerrad läuft in zwei Duofix-Kombilagern.
Nach dem Öffnen verbleibt die Decksteinfeder im Kombilager, da die Feder mit beiden
Beinen eingeklinkt ist kann sie auch nicht verloren gehen. Die Feder sollte nicht entnommen werden.
Beide Werke sind mit Sekundenstop ausgestattet. Bei Omega ist der Hebel aus Kunststoff gefertigt, bei Rolex aus einem schmalen Stück Metall. Die flexible Kunststoff Variante ist eine gute Lösung um beim ziehen der Krone den Schlag auf die Unruh und Unruhwelle etwas abzumildern.
Die Automatik-Baugruppe von Omega mit dem patentierten Satellitenradwechsler, der auch in den Kalibern der 550er Serie verbaut wurde.
Der zerlegte Satellitenrad-Wechsler (Spannrad).
Das Mittelteil mit den beiden Aufnahmen für die Satellitenräder besteht aus Lagermaterial. Laut „Technical Guide, Nr.46-1970", ist der Wechsler selbstschmierend und benötigt nur an den Zapfenenden der Mittelachse Öl.