Eine Restauration
Hanhart, Kal: 40 15.5'''
1938 wurde dieses Kaliber erstmals gebaut.
Ein Chronographenwerk überwiegend für militärische Zwecke
H= 5.85mm
D= 34,50 mm
Hanhart baute die erste mechanische Fliegeruhr im Jahr 1938. Es war der Ein-Drücker Chronograph Kaliber 40 mit einem schwarzes Zifferblatt mit Leuchtziffern und lumineszierenden Zeigern. Diese Variante mit nur einem Chronographen-Drücker erlaubt keine Additionsstoppungen.
1939 erschien der Fliegerchronogaph Kaliber 41 mit zwei Drückern und Flybackschaltung, ebenso mit lumineszierenden Zeigern und Ziffern.
Die militärischen Chronographen waren mit und ohne Drehlünette erhältlich. Das seltene Modell TachyTele unterscheidet sich lediglich durch zwei logarithmische Skalen auf dem Zifferblatt. Beim TachyTele war noch eine Telemeterscala und eine Tachymeterskala aufgedruckt.
Drehringlünetten dienten der Zeitmarkierung, indem z.B. die rote Markierung auf den Minutenzeiger gedreht wurde, um eine bestimmte Flugstrecke zeitlich zu erfassen. Ebenso war es möglich, Zeitintervalle bis zu 30 Minuten mit der Chronographen-Funktion sekundengenau zu ermitteln. Die Pilotenuhren der in Gütenbach angesiedelten Uhrenmanufaktur Hanhart wurden insbesondere für Piloten und Marineoffiziere gefertigt und existierten in mehreren Gehäusevarianten, die allerdings keinerlei militärische Markierungen aufwiesen.
Vor kurzem brachte ein Freund mir eine intensiv benutze und total verdreckte Hanhart Fliegeruhr.
Die Uhr stammte aus dem Nachlass seiner Verwandtschaft. Die Zugfeder war gebrochen, das Glas defekt,
die Lünette lies sich nicht mehr drehen, der Chronograph funktionierte nicht und die Unruh
bewegte sich nur in der Stellung "Ziffernblatt unten".
Der Boden ohne militärische Markierung.
Der ursprünglich farblose Lagerstein für das Chrono-Zentr.-Rad hat bereits jemand durch einen roten Rubin ersetzt.
Der Hanhart Eindrücker-Chronograph in seinen Eizelteilen. Das Gehäuse mit neuem Glas und instandgesetzter Drehlünette.
Kal: 40 15,5 ’’’
ca. 1943
Die defekte Zugfeder.
Das Ziffernblatt mit Datum.
Die beiden vollkommen verbogenen und nachträglich eingebauten unpassenden Federn und Schrauben zeugen davon, dass anscheinend bereits ein oder mehrere Uhrmacher versucht hatten die Uhr wieder zum laufen zu bringen.
Hier kann man nur sagen: Schlimmer geht immer!
Meine Hoffnung irgendwoher Ersatzteile zu bekommen zerschlug sich sehr schnell - niemand war bereit Teile für dieses Werk herauszurücken. Da keine Ersatzteile für dieses Kaliber zu beschaffen waren, musste ich die Schalthebelfeder und die Schaltradfeder nachbauen.
Die Schalthebelfeder im Rohbau, gehärtet und angelassen.
Die Schaltradfeder im Rohbau
Die Schaltradfeder im Rohbau, gehärtet und angelassen.
Die beiden handgefertigten neuen Federn.
Das Mitnehmerrad wird mit dem Spezialwerkzeug schonend abgehebelt.
Die Hanhart Chronographenkaliber basieren auf dem gleich großen Kaliber 2 von FHF Landeron. Der Aufbau des Räderwerks entspricht jedoch auch ziemlich genau der wasserdichten Militär-Taschenuhr von Eterna, Kaliber 431, mit verschraubtem Rückdeckel, Brequet-Spirale und Incabloc-Stossicherung. Ferderhaus und Unruh liegen bei beiden Werken fast genau gegenüber.
Militär-Taschenuhr von Eterna, Kaliber 431
Die Unruh mit gerichteter Brequet-Spirale
1928 wurde der „Incabloc“ mit der lyraförmigen Decksteinfeder erfunden und ab 1931 von der Firma Protescap in La Chaux-de-Fonds hergestellt. Es ist nicht erstaunlich, daß 1943, mitten im zweiten Weltkrieg, der Schweizer "Incabloc" auch in einer deutschen Militäruhr verbaut werden konnte, denn die Schweiz machte damals mit allen Kriegsparteien Geschäfte.
Gerhard Schmidt
2022