Restauration eines Chronographen von Minerva mit dem Kaliber 13-20
Chronograph mit beweglichen Bandanstößen von 1941
Gehäuse aus Edelstahl
Lederarmband aus Straußenleder
Kaliber 13-20
Vor einigen Jahren hatte ich einem Uhrmacher eine Dose mit diversen Teilen einer Minerva-Uhr abgekauft und bei die Ersatzteile gestellt. Kürzlich ist die Dose wieder aufgetaucht. Zwischen den Jahren fand ich nun endlich Zeit um aus diesen Teilen wieder eine Uhr zu fertigen.
Der Nachbau der beweglichen Bandanstöße
Das größte Problem bei dieser Aktion war das Gehäuse. Es fehlten die beweglichen Bandanstöße und die Deckkappe für den mit einem Schlitz versehenen Ansatz am Gehäuse. Diese Teile habe ich aus Edelstahl neu angefertigt.
Normalerweise haben Gehäuse mit beweglichen Bandanstößen am Gehäuse einen Ansatzt mit Bohrung an dem die Bandanstöße mit einem Stift befestigt werden. Diese Konstruktion dagegen ist ungewöhnlich, da sie aus drei Teilen besteht. In den Ansatz mit Aussparung am Gehäuse wird die Deckkappe gesetzt. Durch das am Mittelteil der Deckkappe angebrachte Röhrchen wird dann der Haltestift für die beweglichen Bandanstöße geschoben.
Die Original Konstruktion müsste so ähnlich ausgesehen haben wie mein Nachbau, mir ist jedenfalls keine andere Lösung eingefallen.
Für einen Hinweis wie die Original Konstruktion ausgesehen hat wäre ich dankbar, da ich eine solch komplexe, eigentlich unsinnige Konstruktion aus drei Teilen im Original noch nie gesehen habe.
Das Gehäusefragment
Die neuen Bandanstöße und Deckkappen
Das Kaliber 13-20 wurde um 1923 als Chronograph mit einem Drücker, in Zusammenarbeit mit Dubois-Depraz, entwickelt und war um 1940 auch als Chronograph mit zwei Drückern erhältlich. Das Uhrwerk ist, auch nach 80 Jahren, noch immer hochpräzis. Welches Basisuhrwerk verwendet wurde ist mir nicht bekannt, eventuell handelte es sich ja auch um eine komplette Neuentwicklung.
Das Kaliber 13-20 von Minerva ist an den ungewöhnlichen Positionen der Drücker zu erkennen. Der untere Drücker befindet sich zwischen Krone und Bandanstößen bei 30°, der Obere bei 38°.
Dieses Werk mit der Werknummer 1 5XX XXX und der Gehäusenummer 49X XXX dürfte aus dem Jahr 1941 stammen. Also eines der ersten Werke mit zwei Drückern. Im Laufe der Zeit wurde das Werk mindestens zweimal überarbeitet, was zu Folge hat, dass nicht alle Teile 1:1 austauschbar sind. Herz - und Blockierhebel, die in der Dose lagen, passten jedenfalls nicht! Die Aufnahme beim Blockierhebel hatte einen zu großen Durchmesser und beim Herzhebel war der Durchmesser der Ansatzschraube zu gering, was zur Folge hatte, dass der Druck auf den Schalthebel, der sich nur minimal bewegt, nicht ausreichte um den Herzhebel sicher in die Endposition zu bringen. Diese Teile mussten also angepasst werden.
Da auch die Federn zu den beiden Hebeln und die Friktionsfeder von Chrono-Zentrumsrad fehlten, habe ich sie nachgebaut weil sie nirgends zu bekommen waren.
Diese Zwei- Drücker- Konstruktion, von einem durch Federdruck in Ruhestellung gehaltenem Herzhebel, im Zusammenspiel mit dem Blockierhebel und dem Schalthebel, ist bei dem Kaliber 13-20 , meiner Meinung nach, nicht optimal gelöst.
Das Werk mit der Werknummer 1 5XX XXX
Gehäusenummer 49X XXX
Das Innenleben
Die fehlenden Teile
Die Federn im Rohbau
Die neuen Federn
Da eine Ansatzschraube mit geeignetem Durchmesser für den Herzhebel nicht vorhanden war, musste eine Buchse gedreht werden, mit einem Innendurchmesser von 0,6 mm und einem Außendurchmesser von
0,68 mm. So wird aus einer normalen Schraube eine Ansatzschraube. Die Wurzelkanalfeile diente beim Abstechen der Buchse als Halter.
Die neue Friktionsfeder aus Federbronze für das Chronozentrumsrad
Und jetzt geht alles in die Reinigungsmaschine
Technische Daten
Gehäuse:
Edelstahl, dreiteiliger Aufbau
Plexiglas
Länge: 48,00 mm
Durchmesser: 34,00 mm
Höhe: 12,00mm
Krone:
Edelstahl
Boden:
Edelstahl
Werk:
Minerva 13-20
18000 Halbschwingungen pro Stunde
• Schweizer Anker
• Breguet-Spirale (gebläut)
• Bimetallische Unruh, 2-schenklig
Gangreserve 50 Std.
Zeiger:
Stunden- und Minutenzeiger aus gehärtetem und gebläutem Stahl
Gerhard Schmidt
Januar 2022
Die Uhrenmanufaktur Montblanc / Minerva
Das Kaliber 13-20 wurde vor einigen Jahren von Montblanc, CNC kompatibel, neu aufgelegt und firmiert jetzt unter der Bezeichnung 13-21. Das neue Werk gibt es nur mit einem Drücker.
Selbst nach der Einführung des aktualisierten 13-21-Derivats produzierte (oder überholte) Minerva weiterhin gelegentlich das Kaliber 13-20. So verwendete Panerai, in einer limitierten Serie, ein aufgearbeitetes Kaliber 13-20 in ihren Panerai Ferrari 00024-Chronographen und nannte es „Panerai OP XXVIII“. Auch in die PAM 518 wurde das 13-20 eingeschalt.
https://paneraimagazine1.rssing.com/chan-10675077/all_p6.html